© Marcel Burkhardt

Drosselrohrsänger

Elemente für Artenförderungsprogramme Vögel Schweiz

Die folgenden Informationen basieren auf dem Bericht von Spaar et al. (2012).

1. Hintergrundinformationen

Aktuelle Entwicklung von Verbreitung und Bestand
Der Drosselrohrsänger hat die Schweiz erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts besiedelt. Die Art hat damals wahrscheinlich von der ersten Jura-Gewässer­korrektion profitiert, welche die Bildung einer gesunden Population in den neu entstandenen Flachufer­bereichen der Jurarandseen erlaubte. Sein heutiges Areal beschränkt sich praktisch vollständig auf Lagen unterhalb 600 m ü.M. Zwischen den 1970er- und 1990er-Jahren verschwand der Drosselrohrsänger zwar lokal, insgesamt blieb die Gesamtsituation aber recht stabil. Nach 2000 ist der Schweizer Bestand stabil geblieben, mit einer leicht positiven Tendenz. Der schweizerische Bestand wurde Ende der 1990er-Jahre auf 200–250 Brutpaare geschätzt. In den Bolle di Magadino wurden 1992 langfristige Bestandsaufnahmen begonnen. Dabei wurden von 1992–2000 im Durchschnitt 28,5, von 2001–2011 20,3 singende Männchen festgestellt.

Lebensraumansprüche
Der Drosselrohrsänger ist strikt an dauerhaft überschwemmte Schilfflächen in der Nähe offener Wasserflächen gebunden. Besonders günstig sind Flächen mit kräftigen, nicht zu dicht stehenden Schilfhalmen und einem langen wasserseitigen Schilfrand. Am Zürich- und Obersee waren Schilfbestände erst ab einer Fläche von 0,45 ha zur Hälfte von Drosselrohrsängern besetzt. In Polen wurden allerdings auch kleinere Schilfflächen entlang von Deichen besiedelt und das reichhaltige Nahrungsangebot in Sträuchern und vor allem die in Massen auftretenden Eichenwickler Tortrix viridiana gerne genutzt. Die kleinsten regelmässig besiedelten Schilfbestände haben eine Fläche von weniger als 0,1 ha.

Gefährdung
Bestehende Brutplätze sind bedroht durch wasser­seitige Störungen (Surfer, Wassersportler) sowie durch Rückgang der Röhrichtgürtel als Folge der Eutrophierung und durch Erosion. Weiter dürften Verbuschung und Verlandung der Schilfgebiete die Ursachen für das lokale Verschwinden der Art sein. Am Langensee ist der Rückgang der Schilffläche durch eine Erhöhung des mittleren Wasserstandes des Sees ein wichtiger Faktor. Nicht mehr besetzt sind vor allem kleine Feuchtgebiete, die von isolierten Paaren besiedelt wurden. Eine negative Rolle dürfte auch die Intensivierung der Landwirtschaft im an den Schilfbestand angrenzenden Kulturland spielen, worin der Drosselrohrsänger unter günstigen Umständen einen grossen Teil seiner Nahrung findet. Witterungsbedingte Nestverluste treten in Schilfbeständen geringerer Qualität häufiger auf als in solchen mit kräftigen Halmen.

Limitierende Faktoren
Ausdehnung der störungsarmen, ständig überschwemmten und dichten Röhrichtbestände an Seen und Kleingewässern im Mittelland unterhalb 600 m ü.M.

Perspektive
Die Drosselrohrsänger-Vorkommen liegen praktisch alle in geschützten Gebieten, weshalb es eigentlich nicht zu Flächenverlusten bei geeigneten Habitaten kommen sollte. Auf der anderen Seite darf, mindestens in naher Zukunft, auch nicht mit einer Ausdehnung der besiedelbaren Fläche gerechnet werden. Eine Unsicherheit bleiben die Entwicklungen im Bereich der Störungen.

Schutzstatus
Rote Liste CH: NT, potenziell gefährdet
Priorität CH: B2, gefährdete Art mit geringer internationaler Verantwortung der Schweiz
Konventionen: Berner Konvention: streng geschützt (Anhang 2)
Bonner Konvention: wandernde Vogelart, für die Abkommen zu schliessen sind (Anhang 2)

2. Laufende Aktivitäten, Erfahrungen aus Schutz und Forschung

Laufende Schutzmassnahmen und Programme
Die Verbesserung der Wasserqualität führt gebietsweise zur Ausdehnung von Schilfbeständen. Örtlich wurde versucht, das Schilfsterben durch Barrieren gegen Treibholz (z.B. Bodensee) aufzuhalten oder mit Regenerationsmassnahmen zu fördern (z.B. am Südufer des Neuenburgersees).

Forschungsprogramme
Im Rahmen des Überwachungsprojekts "Monitoring Feuchtgebiete" der Schweizerischen Vogelwarte wird die Bestandsentwicklung des Drosselrohrsängers verfolgt, in Zusammenarbeit mit vielen Partnern u.a. mit der Association de la Grande Cariçaie am Südostufer des Neuenburgersees, der Fondazione Bolle di Magadino in den Bolle di Magadino und der Ala (Schweizerische Gesellschaft für Vogelkunde und Vogelschutz) in ihren Reservaten.

Bekannte Artenförderungsmassnahmen national und international

Notwendige Projekte (Artenförderung, Forschung, Monitoring)