© Ruedi Aeschlimann

Bartgeier

Elemente für Artenförderungsprogramme Vögel Schweiz

Die folgenden Informationen basieren auf dem Bericht von Spaar et al. (2012).

1. Hintergrundinformationen

Aktuelle Entwicklung von Verbreitung und Bestand
Die Alpenpopulation des Bartgeiers wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts ausgerottet. Nach einem erfolglosen ersten Aussetzungsversuch begann 1986 das Programm zur Wiedereinbürgerung des Bartgeiers in den Alpen mit ersten Freilassungen von Zuchtvögeln. 1996 erfolgte im Département Haute-Savoie (Frankreich) der erste Brutversuch und 1997 die erste erfolgreiche Brut. Bis im Jahr 2010 haben sich in den Alpen Frankreichs, Italiens, Österreichs und der Schweiz über 20 Paare gebildet. In der Schweiz kam es 2007 erstmals zu erfolgreichen Bruten, zwei in Graubünden und eine im Wallis. Bis 2010 sind in der Schweiz von vier Paaren insgesamt neun wildgeborene Bartgeier aufgezogen worden.

Lebensraumansprüche
Als spezialisierter Suchflieger bewohnt der Bartgeier weiträumige felsen- und schluchtenreiche alpine Landschaften. Als Nahrungsangebot ist das Vorhandensein eines hohen Schalenwildbestands von entscheidender Bedeutung. Der Bartgeier ernährt sich vom Fleisch frischtoter Tiere, von Aas und von Knochen.

Gefährdung
Der Bartgeier wurde – nach Bestandsrückgängen aufgrund einer verschlechterten Nahrungssituation (Schalenwild) in den Alpen – letztlich durch direkte Verfolgung ausgerottet. Mittlerweile haben sich seine Lebensbedingungen im Alpenraum grundlegend verbessert, weil der Wildbestand stark angewachsen ist und die systematischen Verfolgungen wegfallen. Trotzdem ist die Zukunft der kleinen Population noch unsicher, wie eine Studie der Uni Bern zeigt. Störungen zur Brutzeit im Horstbereich können den Fortpflanzungserfolg einschränken. Illegale Abschüsse, das verbotene Ausbringen von Giftködern, auch für andere Arten, Blei-Vergiftungen durch Jagdmunition sowie Kollisionen mit Windkraftanlagen können nach wie vor empfindliche Lücken in den Bestand reissen.

Limitierende Faktoren
Angebot an störungsfreien Brutplätzen. Angebot an Fallwild. Akzeptanz bei Jägern (keine Wilderei, bleifreie Munition). Interferenzen mit Steinadlern und Kolkraben.

Perspektive
Da in den nächsten Jahren weitere bereits ausgesetzte Vögel ihre Geschlechtsreife erreichen werden, darf mit einer weiteren Zunahme der Brutpaare in den nächsten Jahren gerechnet werden. Die achtzehn im Alpenraum bereits reproduzierenden Paare (Stand 2011) weisen überdurchschnittliche Nachwuchsraten auf. Aussetzungen, wie sie vorderhand weiterhin vorgesehen sind, werden das Populationswachstum zusätzlich fördern. Da sich die ansiedelnden Brutpaare offenbar meist in der Nähe ihres Freilassungsorts bzw. Geburtsorts niederlassen, könnte die flächige Ansiedlung in den Alpen durch eine grössere Streuung der Aussetzungsorte gefördert bzw. beschleunigt werden. Zudem soll die genetische Basis der Population verbreitert werden.

Schutzstatus
Rote Liste CH: CR, vom Aussterben bedroht
Priorität CH: B2, gefährdete Art mit geringer internationaler Verantwortung der Schweiz
Konventionen: Berner Konvention: streng geschützt (Anhang 2)

2. Laufende Aktivitäten, Erfahrungen aus Schutz und Forschung

Laufende Schutzmassnahmen und Programme
Das laufende, internationale Wiederansiedlungsprojekt kommt planmässig voran. In der Schweiz wird es durch die Stiftung Pro Bartgeier koordiniert. Die Situation im Freiland wird ständig überwacht, und es wird Aufklärungsarbeit geleistet, um zu verhindern, dass es zu Verlusten durch Vergiftung oder Abschuss und zu Brutausfällen wegen Störungen kommt.

Forschungsprogramme

Bekannte Artenförderungsmassnahmen national und international
Das Liegenlassen von Wildtierkadavern sichert dem Bartgeier ein natürliches und nachhaltiges Nahrungsangebot.
Notwendige Projekte (Artenförderung, Forschung, Monitoring)