© Jari Peltomäki

Alpenschneehuhn

Elemente für Artenförderungsprogramme Vögel Schweiz

Die folgenden Informationen basieren auf dem Bericht von Spaar et al. (2012).

1. Hintergrundinformationen

Aktuelle Entwicklung von Verbreitung und Bestand
In den Schweizer Alpen brütet das Alpenschneehuhn regelmässig zwischen 1900 und 2600 m ü.M. Am Rande des Verbreitungsgebietes liegen die Territorien sattelartig auf den Gratlinien. Im inneralpinen und zentralalpinen Raum ist in geeigneten Habitaten eine flächige Besiedlung festzustellen. Zwischen den 1970er- und 1990er-Jahren hat sich das grossräumige Verbreitungsgebiet kaum verändert. Am östlichen Alpenrand konnten allerdings Vorkommen in mehreren Atlasquadraten nicht mehr bestätigt werden. Zwischen 1990 und 2010 nahm der Bestand um mehr als 30 % ab, und insbesondere in den westlichen Voralpen blieben ehemals besetzte Randgebiete zunehmend verwaist. Im Tessin betrug der Anteil der Zufallsbeobachtungen südlich Biasca 1990–1999 17 %, 2000–2110 nur noch 11 %. Generell zeigt sich eine Tendenz, dass die mittlere Höhe der Beobachtungsorte ansteigt.

Lebensraumansprüche
Bevorzugte Bruthabitate sind reich strukturierte Hänge oberhalb der Waldgrenze, die gute Deckung bieten. Wichtig sind kleinflächige Wechsel von Schneetälchen, windexponierten Graten, Felsbändchen mit Vegetation und Blockschutt sowie ein gutes Angebot an Sing- und Ruhewarten.

Gefährdung
Das Alpenschneehuhn ist extrem an arktisch-alpine Lebensbedingungen angepasst. Bei Temperaturen von mehr als 16 °C wird es ihm zu heiss, und es beginnt zu hecheln. Die aktuelle Klimaerwärmung hat schon aus physiologischen Gründen negative Auswirkungen. Dazu kommen längerfristig Veränderungen in der Vegetation, die zu einem Verlust an geeigneten Habitaten am unteren Rand der Höhenverbreitung führen. Lokal führen Störungen durch touristische Aktivitäten dazu, dass der Lebensraum nicht entsprechend seinem Potenzial genutzt werden kann. Unfälle durch Anflug an Kabel von Transportanlagen sowie die Entnahme durch die Jagd führen zu einer Erhöhung der Mortalität.

Limitierende Faktoren
Neben den bereits spürbaren negativen Effekten der Klimaveränderung wird die Verfügbarkeit von touristisch nicht oder schwach genutzten Gebieten in hohen Lagen immer wichtiger.

Perspektive
Aufgrund von Modellrechnungen könnte sich das europäische Verbreitungsgebiet des Alpenschnee­huhns stark verkleinern, und die Art könnte im Alpenraum nur noch hoch gelegene Lagen besetzen. Der aktuell festzustellende Rückgang und die in tieferen Lagen besonders negative Bestandsentwicklung stehen im Einklang mit dieser Voraussage.

Schutzstatus
Rote Liste CH: NT, potenziell gefährdet
Priorität CH: B1, potenziell gefährdete Art mit hoher internationaler Verantwortung der Schweiz
Jagd: Kantone GR, VS, TI, UR
Konventionen: Berner Konvention: geschützt (Anhang 3)

2. Laufende Aktivitäten, Erfahrungen aus Schutz und Forschung

Laufende Schutzmassnahmen und Programme
Wildtierruhezonen und Jagdbanngebiete tragen zumSchutz der Art bei. Die Ausscheidung von Wildtierruhezonenist in den Kantonen unterschiedlich weitfortgeschritten. Wildtierruhezonen kommen imAlpen- und Voralpenraum besonders als Instrumentzur Störungsvermeidung im Winter zum Einsatz.

Forschungsprogramme

Bekannte Artenförderungsmassnahmen national und international
Damit grosse zusammenhängende Gebiete auch künftig ein Vorkommen sichern können, sollen für das Alpenschneehuhn auch aktuell noch nicht attraktive Gebiete (z.B. wegen heute ungenügender Vegetationsdecke) als Wildtierruhezonen sichergestellt werden. Störungsreiche, ansonsten geeignete Gebiete sind zu beruhigen, und vor der Erschliessung neuer Gebiete muss zwingend der zu erwartende Einfluss auf das Alpenschneehuhn abgeklärt werden. Basierend auf Daten und Zählungen muss sorgfältig abgeklärt werden, wie ein negativer Einfluss der Bejagung auf den Bestand dieser potenziell gefährdeten Art vermieden werden kann.

Notwendige Projekte (Artenförderung, Forschung, Monitoring)