© Tomi Muukkonen

Rohrschwirl

Elemente für Artenförderungsprogramme Vögel Schweiz

Die folgenden Informationen basieren auf dem Bericht von Spaar et al. (2012).

1. Hintergrundinformationen

Aktuelle Entwicklung von Verbreitung und Bestand
Der Rohrschwirl trat als Brutvogel in der Schweiz erstmals in den 1950er-Jahren auf. Heute besiedelt er in erster Linie grossflächige Feuchtgebiete bis etwa 600 m ü.M. Die Brutvorkommen sind über das ganze Mittelland verteilt. Allerdings brüten etwa 90 % des Bestandes am Südufer des Neuenburgersees. Generell sind Brutplätze in kleineren Feuchtgebieten nur unregelmässig besetzt. Zwischen 1972–76 und 1993–96 hat die Art mehr neue Gebiete besiedelt, als sie alte aufgegeben hat. Der Schweizer Bestand wurde 1993–96 auf 250–300 Brutpaare geschätzt.

Lebensraumansprüche
Der Rohrschwirl benötigt Altschilfflächen oder mit Schilf durchsetzte Grossseggenriede und Binsenschneidenriede. Unentbehrlich ist eine Knickschicht aus gebrochenen Schilfhalmen oder eine Krautschicht mit alten Blättern von Seggen oder Binsenschneide. Besiedelt werden nur Gebiete, die bei der Ankunft im Frühjahr überflutet sind, wobei die Knick- oder Krautschicht aus dem Wasser ragen muss.

Gefährdung
Lebensraumveränderung bzw. -aufsplitterung infolge nicht angepasster Pflege von Feuchtflächen.

Limitierende Faktoren
Angebot an mindestens 2–3 ha grossen, bereits zur Ankunftszeit Anfang April überschwemmten, mit Schilf bestandenen Grossseggen- und Schneiden­riedern mit einer dichten unteren Vegetationsschicht aus Seggenbülten, Binsenschneidenblättern oder niedergeknickten Altschilfbeständen.

Perspektive
Der Rohrschwirl brütet ausschliesslich in Naturschutzgebieten. Vor allem am Südostufer des Neuenburgersees besteht ein auf die Vogelarten des Röhrichts ausgerichtetes Managementprogramm, das sicherstellen soll, dass sich die Bestände der verschiedenen Brutvogelarten halten können. Der Bestand dürfte stabil bleiben, unter anderem auch, weil am Neuenburgersee wegen relativ geringen Wasserstandsschwankungen bei bis zu 3 Bruten ein im Vergleich zu anderen Populationen hoher Fortpflanzungserfolg erzielt wird.

Schutzstatus
Rote Liste CH: NT, potenziell gefährdet
Priorität CH: B2, potenziell gefährdete Art mit geringer internationaler Verantwortung der Schweiz
Konventionen: Berner Konvention: streng geschützt (Anhang 2)
Bonner Konvention: wandernde Vogelart, für die Abkommen zu schliessen sind (Anhang 2)

2. Laufende Aktivitäten, Erfahrungen aus Schutz und Forschung

Laufende Schutzmassnahmen und Programme
Managementprogramme in diversen Naturschutzgebieten, v.a. am Südufer des Neuenburgersees.

Forschungsprogramme
Im Rahmen des Überwachungsprojekts "Monitoring Feuchtgebiete" der Schweizerischen Vogelwarte wird die Bestandsentwicklung des Rohrschwirls verfolgt. Der grösste Bestand der Schweiz am Südostufer des Neuenburgersee wird von der Association de la Grande Cariçaie alljährlich auf Probeflächen erfasst. Die Schweizer Ala führt die Bestandesaufnahmen in ihren Reservaten durch. Regelmässige Bestandsaufnahmen erfolgen auch in den meisten anderen Naturschutzgebieten mit Rohrschwirlvorkommen.

Bekannte Artenförderungsmassnahmen national und international
Durch ein Mähregime, das am Südostufer des Neuenburgersees ein Mosaik von unterschiedlich alten Röhrichtflächen schafft, konnte der Brutbestand des Rohrschwirls seit den 1970er-Jahren – bei allerdings starken Schwankungen von Jahr zu Jahr – auf dem gleichen Niveau gehalten werden. Der Rohrschwirl besiedelt die Parzellen im 3. und 4. Jahr nach der Mahd in besonders hohen Dichten.

Notwendige Projekte (Artenförderung, Forschung, Monitoring)