© Emile Barbelette

Ziegenmelker

Elemente für Artenförderungsprogramme Vögel Schweiz

Die folgenden Informationen basieren auf dem Bericht von Spaar et al. (2012).

1. Hintergrundinformationen

Aktuelle Entwicklung von Verbreitung und Bestand
Der Ziegenmelker brütet in der Schweiz vor allem in tiefgelegenen Gebieten mit warm-trockenen Witterungsbedingungen, namentlich in den Kantonen Wallis und Tessin. An besonders günstig gelegenen Südhängen mit optimalem Habitat kommt er bis über 1400 m ü.M. vor. Noch in den 1970er-Jahren brütete er in sonnenexponierten Buschwäldern am Jurasüdfuss und im westlichen Genferseeraum, an trockenen Hängen im Mittelland, in den Föhntälern der Zentralschweiz und in Graubünden. Seit den Atlasaufnahmen 1972–76 wurden 22 von damals 35 besetzten Atlas­quadraten aufgegeben. Im Wallis hat der Bestand seit 2000 weiter abgenommen.

Lebensraumansprüche
Der Ziegenmelker besiedelt halboffenes Waldland (trockene Föhrenbestände, lockere Flaumeichen-wälder und mit Sträuchern durchsetzte Felsensteppen). Daneben bot die heute in der Schweiz kaum mehr praktizierte Waldnutzungsform der Nieder­wälder günstige Lebensräume. In den heutigen Wirtschaftswäldern werden nur Jungwuchsflächen, Lichtungen, Windwürfe und Waldbrandflächen genutzt. Der Ziegenmelker sucht die Nahrung auch in der Nähe von Gehölzen in den Rebflächen und in Trockenwiesen und -weiden. Sie besteht fast ausschliesslich aus Nachtschmetterlingen, die an Sonnenhängen besonders zahlreich auftreten.

Gefährdung
Die natürliche Vegetationssukzession, u.a. beschleunigt durch die Aufgabe der Brennholznutzung und der Ziegenbeweidung im Wald, stellt die Hauptgefährdung dar. Ein zu dichter Baumbestand beschattet den Boden zu stark und behindert den Ziegenmelker bei der Jagd und beim Brüten. Es ist auch davon auszugehen, dass sich das Nahrungsangebot in den letzten Jahrzehnten verringert hat. Im Weinbau werden heute jedoch praktisch keine Insektizide mehr verwendet, welche das Angebot an Nachtschmetterlingen für den Ziegenmelker verringern. Schmetterlinge, welche Schaden an Reben anrichten, werden in Fallen mit artspezifischen Pheromonen gefangen.

Limitierende Faktoren
Halboffenes Waldland in klimatisch sommerwarmen Regionen. Gutes Angebot an Nachtschmetterlingen. Landschaften ohne künstliche Beleuchtung, die die Aktivität der Nachtfalter stört.

Perspektiven
In den heutigen Verbreitungsgebieten verschlechtert sich der Lebensraum wegen der Verdichtung der Trockenwälder zunehmend. Spezifische Massnahmen wie das Schaffen von Lichtungen oder die Auflichtung von Waldbeständen in den Waldföhren- und Flaumeichenbeständen sind nötig, um günstige Habitate zu erhalten und zu schaffen. Waldbrände, welche im Zuge der Klimaveränderung vermehrt auftreten, schaffen ebenfalls wieder offene Waldflächen. Die Nahrungssituation könnte sich wegen der Verdichtung der Wälder und der Ausweitung der öffentlichen Beleuchtung allerdings regional weiter verschlechtern.

Schutzstatus
Rote Liste CH: EN, stark gefährdet
Priorität CH: B2, gefährdete Art mit geringer internationaler Verantwortung der Schweiz
Konventionen: Berner Konvention: streng geschützt (Anhang 2) 

2. Laufende Aktivitäten, Erfahrungen aus Schutz und Forschung

Laufende Schutzmassnahmen und Programme 

Forschungsprogramme 

Bekannte Artenförderungsmassnahmen national und international
Die Auflichtung sich zu stark schliessender Baum­bestände und die Schaffung von Waldlichtungen in der Grösse von 3000−7000 m2 sind nach heutigem Wissen die besten Massnahmen zu Förderung des Ziegenmelkers.

Notwendige Projekte (Artenförderung, Forschung, Monitoring)