© Beat Rüegger

Wacholderdrossel

Elemente für Artenförderungsprogramme Vögel Schweiz

Die folgenden Informationen basieren auf dem Bericht von Spaar et al. (2012).

1. Hintergrundinformationen

Aktuelle Entwicklung von Verbreitung und Bestand
Die Wacholderdrossel besiedelte die Schweiz im Zuge einer starken Ausdehnung des Areals. Der erste Brutnachweis erfolgte 1923, und die Art hat danach sehr rasch weite Teile des Landes besiedelt. Möglicherweise wurde die Arealerweiterung durch die Häufung eher kühler Jahre am Ende des 19. Jahrhunderts begünstigt.
Die Wacholderdrossel ist in der Schweiz mit Ausnahme der Hochalpen, der Südschweiz und Teilen des Kantons Genf weit verbreitet. Sie besiedelt alle Höhenlagen bis über die Waldgrenze, lokal nistet sie auch an Kunstbauten über der Baumgrenze. Zwischen 2000 und 2010 hat die Art um über 40 % abgenommen. Insbesondere die Bestände in den Niederungen sind regelrecht eingebrochen, und regional ist die Wacholderdrossel praktisch verschwunden.

Lebensraumansprüche
Die Wacholderdrossel stellt wenig Ansprüche an das Bruthabitat, ist wenig ortstreu und weist von Jahr zu Jahr lokal oft grosse Bestandsschwankungen auf. Sie nistet einzeln oder in kleinen Kolonien, meist auf Bäumen. Zur Nahrungssuche sucht sie kurz gehaltenes Grünland auf, was ihre Bindung an intensiv genutzte Mähwiesen und Weiden erklärt. Die höchste Siedlungsdichte wird in den niederschlagsreichen Graslandgebieten der Nordalpen erreicht.

Gefährdung
Untersuchungen der Rückgangsursachen fehlen.
Weil die Wacholderdrossel insbesondere während der Aufzuchtzeit eine starke Abhängigkeit vom Regenwurm-Angebot zeigt, dürften die in den letzten Jahren während der Fortpflanzungszeit mindestens regional abnehmenden Niederschlagsmengen und die ausgeprägteren Trockenperioden zu einer geringeren Nachwuchsrate führen. Ob die in Grossbritannien festgestellte Verkürzung der Brutzeit nicht nur mit höheren Frühlingstemperaturen, sondern auch mit der Menge und Verteilung der Niederschläge zusammenhängt, bleibt zu klären.

Limitierende Faktoren
Weil die Wacholderdrossel bei ihrem Nahrungs­erwerb stark auf Regenwürmer spezialisiert ist, erscheint es naheliegend, dass Grünlandflächen mit hoher Regenwurmdichte und niedriger Vegetation und damit guter Erreichbarkeit dieser Beute ein wichtiger limitierender Faktor sind. Auf eher feuchten Böden und/oder in Gebieten mit regelmässigen Niederschlägen, insbesondere während der Fortpflanzungszeit, dürften am ehesten günstige Bedingungen herrschen.

Perspektive
Aufgrund von Modellrechnungen könnte die Wacholderdrossel im Zuge der Klimaerwärmung aus weiten Teilen Mitteleuropas verschwinden, und das Vorkommen im Alpenraum würde vom nördlichen Hauptareal isoliert. Der aktuell festzustellende Rückgang und die in Tieflagen besonders negative Bestandsentwicklung stehen im Einklang mit dieser Voraussage.

Schutzstatus
Rote Liste CH: VU, verletzlich
Priorität CH: B2, gefährdete Art mit geringer internationaler Verantwortung der Schweiz
Konventionen: Berner Konvention: geschützt (Anhang 3)

2. Laufende Aktivitäten, Erfahrungen aus Schutz und Forschung

Laufende Schutzmassnahmen und Programme
Keine.

Forschungsprogramme
Im Rahmen der Überwachungsprojekte der Schweizerischen Vogelwarte wird die Bestandsentwicklung der Wacholderdrossel gesamtschweizerisch verfolgt.

Bekannte Artenförderungsmassnahmen national und international
Artenförderungsmassnahmen wurden bisher nicht ausgearbeitet.

Notwendige Projekte (Artenförderung, Forschung, Monitoring)