© Tomi Muukkonen

Uhu

Elemente für Artenförderungsprogramme Vögel Schweiz

Die folgenden Informationen basieren auf dem Bericht von Spaar et al. (2012).

1. Hintergrundinformationen

Aktuelle Entwicklung von Verbreitung und Bestand
Der Uhu war in der Schweiz in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts fast ausgestorben. Auch nach der Unterschutzstellung im Jahr 1925 erholte sich die Art nur langsam. 1960 dürfte der Bestand 30–50 Paare, um 1980 etwa 60 Paare umfasst haben. Erstaunlich ist die starke Abnahme im Wallis zwischen etwa 1955 und 1975. Von 1970 bis 1990, als in der Schweiz auf der Alpennordseite hunderte und in Deutschland tausende in Gefangenschaft aufgezogene Uhus freigelassen wurden, erfolgte eine markante Zunahme. Viele ehemalige Brutplätze insbesondere in der Nordwestschweiz und im Wallis wurden wieder besiedelt, doch blieben etliche früher besiedelte Gebiete verwaist. In mehreren Regionen gab es in den 1990er-Jahren Hinweise für eine erneute Abnahme, doch fand man in den letzten 10 Jahren mehrere neue Paare, was wohl auf die massive Populationszunahme in Frankreich zurückzuführen ist. Der Schweizer Bestand liegt zurzeit bei etwa 100 Paaren. Die meisten Uhus brüten entlang der grösseren Alpentäler, viele auch im Jura und einzelne im Mittelland.

Lebensraumansprüche
Uhus benötigen Felsen oder Steinbrüche für den Nestplatz, Bäume als Tageseinstand und Versteck sowie offene oder halboffene, beutereiche Landschaften als Jagdgebiet. Mehrere Brutplätze befinden sich in Siedlungsnähe.

Gefährdung
Die wichtigsten anthropogenen Todes- und Verletzungsursachen sind Stromschlag, Kollisionen mit Strassen- und Bahnverkehr sowie mit Drähten und Kabeln. Örtlich kann es an Brutplätzen zu Störungen durch Kletterer kommen. Die häufigste Todesursache ist hingegen das Verhungern. Umherstreifende Jungvögel geraten nach dem Unabhängigwerden immer wieder in Gegenden mit ungenügendem Beuteangebot.

Limitierende Faktoren
Der Bruterfolg der Schweizer Uhus ist nicht geringer als in anderen vergleichbaren Gebieten, doch verhindert die hohe Sterberate eine Zunahme der Population. Der Bestand konnte sich in den letzten Jahren nur dank massiver Immigration aus den Nachbarländern halten. Um in der Schweiz einen selbst erhaltenden Bestand zu ermöglichen, ist eine markante Reduktion der Stromopfer nötig.
Während das Nahrungsangebot in der Umgebung besiedelter Brutplätze günstig erscheint, haben Jung-Uhus auf der Suche nach einem eigenen Revier in vielen Regionen Mühe, genügend Futter zu finden.

Perspektive
Der Uhubestand in der Schweiz hat in der Vergangenheit stark von der Zunahme der Populationen in Deutschland und Frankreich profitiert und konnte sich nur dank ständiger Immigration halten. Der Bruterfolg der vorhandenen Paare lässt sich nur unwesentlich verbessern. Da aber die bedeutendsten Mortalitätsfaktoren bekannt sind und die Sterblichkeit mit baulichen Massnahmen reduziert werden kann (Sanierung gefährlicher Mittelspannungsmasten, Verwenden ausschliesslich vogelsicherer Masten bei neuen Freileitungen, Verlegen von Freileitungen in den Boden), bestehen bei Umsetzung der erwähnten Massnahmen gute Chancen auf eine zukünftige Bestandszunahme. Grossräumige Aufwertungen der Kulturlandschaft würden zu einer Verbesserung des Nahrungsangebots und damit der Überlebensrate vor allem der Jungvögel beitragen.

Schutzstatus
Rote Liste CH: EN, stark gefährdet
Priorität CH: B2, gefährdete Art mit geringer internationaler Verantwortung der Schweiz
Konventionen: Berner Konvention: streng geschützt (Anhang 2)

2. Laufende Aktivitäten, Erfahrungen aus Schutz und Forschung

Laufende Schutzmassnahmen und Programme
In mehreren Regionen der Schweiz laufen Diskussionen mit Elektrizitätsunternehmen, um gefährliche Strommasten zu entschärfen. Die Dokumentation „Vogelschutz an Starkstrom-Freileitungen“ ist beim BAFU erhältlich.

Forschungsprogramme
In verschiedenen Regionen der Schweiz werden der Brutbestand und der Bruterfolg alljährlich von meist ehrenamtlichen Ornithologen erhoben. Untersuchungen der Universität Bern und der Vogelwarte zur Sterblichkeit, zur Jugenddispersion, zur Nestlingsnahrung sowie Modellierungen der Populationsdynamik und der Einflüsse von veränderten Überlebens- und Nachwuchsraten auf den Bestand sind abgeschlossen.

Bekannte Artenförderungsmassnahmen national und international

Notwendige Projekte (Artenförderung, Forschung, Monitoring)