© Jari Peltomäki

Uferschwalbe

Merkblatt

Leitfaden zur Förderung der Uferschwalbe in der Schweiz. Praktische Tipps zum Umgang mit Kolonien in Abbaustellen und zum Bau von Brutwänden.
Bachmann, S., B. Haller, R. Lötscher, U. Rehsteiner, R. Spaar & C. Vogel (2008)
Stiftung Landschaft und Kies, Uttigen, Fachverband der Schweizerischen Kies- und Betonindustrie, Bern, Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz, Zürich, Schweizerische Vogelwarte, Sempach

 

Elemente für Artenförderungsprogramme Vögel Schweiz

Die folgenden Informationen basieren auf dem Bericht von Spaar et al. (2012).

1. Hintergrundinformationen

Aktuelle Entwicklung von Verbreitung und Bestand
Die Verbreitung der Uferschwalbe hängt stark von der Verfügbarkeit geeigneter Niststellen ab und zieht sich als breites Band durch das Mittelland. Konzentrationen von Kolonien gibt es in den Regionen Bern/Freiburg/Solothurn sowie Aargau und Zürcher Unterland. Stellenweise brütet die Art auch im Jura und ganz lokal und sporadisch im Tessin. Die Brutplätze liegen zum grössten Teil zwischen 300 und 600 m ü.M. Heute liegen die allermeisten Kolonien in Kiesgruben. Der Bestand der Uferschwalbe schwankt stark. Die Bestandsentwicklung wird auch durch die Niederschlagsverhältnisse im Winterquartier im südlichen Sahel beeinflusst, indem dortige Dürren zu einer Bestandsabnahme im Brutgebiet führen.

Lebensraumansprüche
Die Uferschwalbe baut ihre Brutröhren in tonigem Sand, Lehm oder Humus in vegetationslosen Steilwänden. Solche Stellen fand sie früher in frischen Anrissen an Prallhängen von Flussufern. Infolge weitgehender Verbauung und Begradigung der Flüsse ist die Art in der Schweiz auf Kiesgruben als Ersatzhabitate angewiesen. Ausnahmsweise werden Röhren auch in frisch angerissenen Kies- oder Sandhaufen angelegt.

Gefährdung
Mit der Abnahme der Kiesgruben oder starken Störungen infolge Abbauarbeiten in bestehenden Gruben gehen potenzielle Koloniestandorte verloren, und in nicht mehr aktiven Gruben verlieren die Koloniestandorte wegen der Erosion ihre Eignung als Brutplätze. Die Brutplätze in Kiesgruben sind vor Störungen nur so lange gut geschützt, als Kiesabbau betrieben wird. Bei den allenfalls aufgrund von Gewässerrenaturierungen neu entstehenden potenziellen Koloniestandorten könnten sich Probleme mit Störungen durch Freizeitaktivitäten ergeben.

Limitierende Faktoren
Angebot an vegetationslosen, störungsfreien Steilwänden zur Anlage der Brutröhren in Gebieten unterhalb 600 m ü.M.

Perspektive
Viele Betreiber von Kiesgruben sind zwar bereit, die Ansprüche der Uferschwalbe bei ihren Abbauplänen zu berücksichtigen, doch werden längerfristig die Abbaustandorte, und damit die Nistmöglichkeiten in der Schweiz, abnehmen. Wenn es nicht gelingt, wieder natürliche Brutstellen an revitalisierten Gewässern bereitzustellen und stillgelegte Gruben als Koloniestandorte zu erhalten, wird der Uferschwalbenbestand rasch zurückgehen. Zudem wird der Bestand durch Dürren im Winterquartier negativ beeinflusst.

Schutzstatus
Rote Liste CH: VU, verletzlich
Priorität CH: B2, gefährdete Art mit geringer internationaler Verantwortung der Schweiz
Konventionen: Berner Konvention: streng geschützt (Anhang 2)

2. Laufende Aktivitäten, Erfahrungen aus Schutz und Forschung

Laufende Schutzmassnahmen und Programme
Beratung der Kiesabbaubetriebe durch Fachstellen der Branchenverbände.

Forschungsprogramme
Im Rahmen der Überwachungsprojekte der Schweizerischen Vogelwarte wird die Bestandsentwicklung der Uferschwalbe gesamtschweizerisch verfolgt.
Zudem laufen verschiedene regionale und kantonale Überwachungsprogramme: Die Bestandsentwicklung der Uferschwalbe im Raum Bern/Freiburg/ Solothurn wird überwacht. Im Kanton Aargau läuft ein Überwachungsprogramm (BirdLife AG). Im Rahmen des Avimonitorings im Kanton Zürich werden jährliche Kontrollen der Kolonien und Zählungen der Röhren durchgeführt (BirdLife ZH).

Bekannte Artenförderungsmassnahmen national und international
Die Eignung der Brutwände soll erhalten oder verbessert werden, einerseits durch Wegräumen des Materials am Wandfuss, andererseits wenn nötig durch einen geringen Abbau zur Wiederherstellung von vertikalen Wänden. Kiesgrubenareale besitzen mit ihren vielfältigen Lebensraumtypen auf kleinem Raum eine grosse Bedeutung für die Erhaltung und Förderung einer grossen Zahl von Pflanzen und Tieren und verdienen generell für den Naturschutz eine hohe Beachtung. In verschiedenen Regionen Europas werden künstliche Nistplätze aus Betonwänden seit Jahrzehnten erfolgreich besiedelt. Die unterschiedlichen Bautypen sind im "Leitfaden zur Förderung der Uferschwalbe in der Schweiz" dargestellt. Die wenigen in der Schweiz realisierten Kunstbauten blieben bis anhin unbesiedelt. Selbst Versuche mit akustischer Anlockung verliefen erfolglos.

Notwendige Projekte (Artenförderung, Forschung, Monitoring)