© Ruedi Aeschlimann

Grosser Brachvogel

Elemente für Artenförderungsprogramme Vögel Schweiz

Die folgenden Informationen basieren auf dem Bericht von Spaar et al. (2012).

1. Hintergrundinformationen

Aktuelle Entwicklung von Verbreitung und Bestand
Innerhalb der Schweizer Grenzen wurde der Grosse Brachvogel 1993–2006 nur noch in der Region Frauenwinkel-Sihlsee-Lützelsee als Brutvogel angetroffen. Seit 2006 gab es in der Schweiz keinen gesicherten Brutnachweis mehr. Im Rheintal brütet die Art nur noch jenseits der Landesgrenze. Entscheidend für eine allfällige Wiederbesiedlung dürfte die zukünftige Entwicklung im Gebiet Oberer Zürichsee-Linthebene-Frauenwinkel-Rothenthurm-Sihlsee-Lützelsee sein. Werden die grossen Moore dieser Region aufgewertet mit grösseren Feuchtflächen, hätten sie das Potential für erneute Bruten. Insbesondere weil hier noch ein bis zwei Dutzend Vögel übersommern.

Lebensraumansprüche
Der Grosse Brachvogel lebt zur Brutzeit in grossen offenen Flächen mit kurzrasigem Ried- oder Weideland in möglichst ungestörter Umgebung, ohne viel Buschwerk, Bäume und Pfähle, welche ihm die Sicht beeinträchtigen oder Nesträubern – insbesondere Krähenvögeln – Gelegenheit zum Ansitz bieten. Besonders wichtig ist der freie Zugang zu offenem Wasser in Flachwassermulden oder überstauten Flächen. Auch in Gebieten mit guten Brachvogel­vorkommen werden geeignete Flächen erst ab einer Grösse von 35 ha besiedelt, und ein minimaler Bestand sollte 10 Brutpaare umfassen. Demnach müssten im Minimum 350 ha geeigneter Fläche zur Verfügung stehen.

Gefährdung
Die letzten Vorkommen im Kanton Schwyz sind hochgradig bedroht wegen des Fehlens von grossflächig offenen, störungsarmen Feuchtflächen.

Limitierende Faktoren
Angebot an grossen, offenen und störungsfreien Feuchtflächen mit offenen Wasserstellen. Im Ausland leiden viele Kolonien unter hohen Prädationsraten.

Perspektive
Die Schweiz besitzt heute kaum ausreichende vernässte und störungsfreie Flächen für die Entwicklung eines auch noch so kleinen, sich selbst erhaltenden Bestands des Grossen Brachvogels. Zudem sind in ganz Mitteleuropa praktisch überall Rückgänge zu verzeichnen, so dass die Wahrscheinlichkeit der Ansiedlung von Einzelpaaren gering ist. Die Zukunft des Schweizer Bestands wird in erster Linie davon abhängen, ob es gelingt, neben der Bereitstellung genügend grosser Flächen und den Massnahmen zur Lebensraumverbesserung den Störungsdruck durch Freizeitaktivitäten genügend gering zu halten.

Schutzstatus
Rote Liste CH: CR, vom Aussterben bedroht
Priorität CH: B2, gefährdete Art mit geringer internationaler Verantwortung der Schweiz
Konventionen: Berner Konvention: geschützt (Anhang 3)
Bonner Konvention: wandernde Vogelart, für die Abkommen zu schliessen sind (Anhang 2)
AEWA Annex 1 (C1)

2. Laufende Aktivitäten, Erfahrungen aus Schutz und Forschung

Laufende Schutzmassnahmen und Programme
In der Schweiz laufen zurzeit keine spezifischen Projekte.

Forschungsprogramme

Bekannte Artenförderungsmassnahmen national und international

Notwendige Projekte (Artenförderung, Forschung, Monitoring)